Kurzfristige Liquidität ist in Krisen besonders wichtig, damit man eine Chance hat, diese unbeschadet zu überstehen. Dies ist das Minimum-Ziel, welches man erreichen sollte. Das eigentliche Ziel ist aber, gestärkt aus einer Krise hervorzugehen. Erfolgreiche Kanzleien haben einen Plan und arbeiten darauf hin, vorbereitet zu sein. Unsere Tipps helfen aber nicht ausschließlich für Krisen, vielmehr sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, ein wirtschaftlich stabiles Unternehmen zu schaffen.

1. Überwachen Sie Ihren Cashflow wöchentlich

Erstellen Sie eine Tabelle, um Ihr verdientes Geld auf den Girokonten und Sparkonten Ihres Unternehmens zu verfolgen. Beobachten Sie regelmäßig den Kontostand und notieren Sie ihn.

Aktualisieren und überprüfen Sie diese Tabelle einmal wöchentlich zu einem fixen Termin. Am besten Anfangs der Woche, damit Sie ein Gefühl bekommen, wie schnell und kurzfristig Ihr Unternehmen in der Lage ist, normale Ausgaben und eventuell auftretende Störungen zu bewältigen.

Fügen Sie auch alle bekannten Einnahmen und Ausgaben hinzu, die Sie in den nächsten Wochen erwarten. So erstellen Sie gewissermaßen einen einfachen Ausblick (Forecast), der Ihnen einen guten Überblick über Ihre aktuelle und zukünftige Situation gibt.

„Die nächste Krise kommt bestimmt, seien Sie vorbereitet.“

2. Beschleunigen Sie Ihr eigenes Inkasso

In der Regel zögern Anwälte, mit ihren Mandanten über Kosten zu sprechen und es ist ihnen unangenehm, mit Mandanten über offene Rechnungen zu sprechen.

In Krisenzeiten ist es aber an der Zeit, dieses Unbehagen zu überwinden und über die Kundenkommunikation diesbezüglich nachzudenken. Bedenken Sie dabei auch immer, dass gerade von Anwälten eine klare und konsequente Vorgehensweise der Forderungseintreibung erwartet wird. Schließlich könnte der nächste Auftrag ein Kurrentienauftrag Ihres Kunden sein und der Kunde wird Ihnen nur dann einen Auftrag geben, wenn Sie ihm vermitteln, dass Sie selbst Ihre Eintreibungen im Griff haben. Zeigen Sie Kompetenz im eigenen Inkasso!

Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage ist es wichtiger denn je, alles zu tun, um nach Möglichkeit im Voraus bezahlt zu werden oder Systeme zur Aufwandsreduzierung des eigenen Inkassowesens zu implementieren. Immer mit dem Ziel, dass Sie möglichst rasch zu Geld kommen.

Führen Sie konsequent Ihre offenen Posten. Erstellen Sie Mahnlisten gruppiert nach Mahnstufen. Kontaktieren Sie Kunden viel früher per E-Mail oder per Telefon, als Sie es wahrscheinlich in normalen Zeiten getan hätten.

3. Zahlen Sie Ihre Mitarbeiter und sich selbst angemessen

Es ist anzunehmen, dass es angesichts der schwierigen Wirtschaftslage durch das Coronavirus viele Anwälte und Mitarbeiter/innen von Anwaltskanzleien geben wird, die Entlassungen und Beschäftigungskürzungen ausgesetzt sind. Dies ist für viele Menschen eine schwere Zeit.

Wenn sich Ihr Unternehmen in der Situation ist, dass Kündigungen oder Kurzarbeit anstehen, ist Mitgefühl mit der Hoffnung angebracht , dass man in naher Zukunft wieder einen erfolgreichen Weg findet und es wieder aufwärts geht.

Wenn Ihr Unternehmen jedoch in der Lage ist, Mitarbeiter zu behalten, stellen Sie sicher, dass Sie Ihre Mitarbeiter (und sich selbst) weiterhin angemessen bezahlen. Ohne Einschnitte wird es aber für viele nicht gehen. Dieses Jahr wird für uns alle stressig sein. Wir sollten alles tun, um sicherzustellen, dass unsere Teams und unsere Familien weiterhin so viel Stabilität und Sicherheit wie möglich haben.

4. Bauen Sie Ihre Barreserven und Kredite auf

Jetzt, da Sie Ihren Cashflow wöchentlich überwachen und sich angemessen bezahlen, stellen Sie, wenn Sie können, sicher, dass Sie genügend Geld auf dem Konto haben, um weitere negative, unerwartete Vorfälle auffangen zu können.

Als Ziel sollten Sie anstreben, dass Sie für mindestens 3 Monate die fixen Ausgaben bezahlen können.

Zusätzlich zu diesen Reserven empfehlen ich dringend, dass Unternehmen versuchen, ein zusätzliches Guthaben von mindestens ein bis drei Monaten aufzubauen. Dieses Guthaben muss nicht unbedingt als Barreserve gehalten werden, sondern kann auch als Kredit (ev. Kontokorrentkredit) bereitstehen, der kurzfristig in Anspruch genommen werden kann und keine oder eine langfristige Fälligkeit hat.

Das Ziel des verfügbaren Kredits besteht nicht darin, es zur Zahlung normaler Betriebskosten oder der Lohn- und Gehaltsabrechnung zu verwenden, sondern kurzfristig flexibel zu sein, um vorübergehende Lücken in Ihrem Cashflow zu schließen, falls diese auftreten sollten.

Nutzen Sie die Möglichkeiten von günstigen Krediten und anderen Hilfen, die die Regierung in Ihrem Land für Sie bereitstellt. Es kostet unter Umständen nicht viel, gibt aber viel Sicherheit.

5. Richten Sie Ihr Budget neu aus

Die Zeiten haben sich schnell geändert. Nehmen Sie sich angesichts dieses neuen Wirtschaftsklimas etwas Zeit, um Ihr Budget für den Rest dieses Jahres zu überdenken bzw. falls Sie keinen Budgetplan haben, erstellen Sie einen. Fragen Sie sich, wie Sie unnötige (nicht wachstumsfördernd oder nicht effizient-steigernd) Ausgaben reduzieren können?

Aber, jede Krise hat ein Ende. Nutzen Sie die Krise um gestärkt daraus hervorzukommen. Anders als die Internetblase 2000 und die Finanzkrise 2007/2008, deren Ursprung in der Wirtschaft lag, hat die jetzige Krise den Ursprung in der Gesundheit. Das heißt, die Chancen stehen sehr gut, dass mit Überwindung der Gesundheitskrise die Wirtschaft relativ schnell wieder an Fahrt aufnehmen wird, da die wirtschaftliche Substanz vieler Unternehmen bis kurz vor der Krise ausgezeichnet war. Zudem investieren die Regierungen aller Welt viel Geld, um die wirtschaftlichen Auswirkungen abzufedern.

Sparen Sie, wirtschaften Sie angemessen, aber denken Sie an die Zeit danach. Auch in Krisenzeiten macht es durchaus Sinn, in wachstumsfördernde und effizienz-steigernden Maßnahmen zu investieren. Auch Ihr Kunde wird durch diesen zukünftigen Mehrwert gewinnen. Viele Unternehmen geben jetzt erhöhte Rabatte oder haben spezielle Angebote. Wenn Sie einen zusätzlichen Rabatt von 10% bei einer Sache verhandeln können und Sie einen Kredit um unter 2% erhalten, ist das ein Gewinn für Sie.

Die Produktivität der Mitarbeiter ist in Krisenzeiten meist geringer. Investieren Sie jetzt in die Ausbildung Ihrer Mitarbeiter/innen. Unterm Strich ist das für Sie jetzt günstiger, als wenn Sie ein/e Mitarbeiter/in bei Normalbetrieb in Schulung schicken, da die Opportunitätskosten wesentlich geringer sind.

Investieren Sie jetzt in bereits geplante oder angedachte System- und Prozessänderungen, die die Effizienz nach der Krise erhöhen werden. Jetzt haben Ihre Mitarbeiter/innen Zeit und eine verstärkte Motivation, an einem Strang zu ziehen und das Beste für Ihr Unternehmen zu leisten, um die wirtschaftliche Zukunft (persönliche und die des Unternehmens) zu sichern.

Nehmen Sie sich etwas Zeit, um Ihr Budget für 2020 zu entwickeln bzw. zu überarbeiten und konzentrieren Sie sich darauf, Ihren Kunden einen Mehrwert zu bieten und bei der Lösung ihrer Probleme zu helfen.

6. Investieren Sie in Marketing

Krisen wie die jetzige bedeuten auch, dass viele Unternehmen und Personen neue, zum Teil noch nie dagewesene Probleme haben, die gelöst werden müssen.

Marketing muss nicht teuer sein. Eine einfache Möglichkeit Marketing zu machen, ist das Aufzeigen, welche Probleme in verschiedenen Bereichen des Privat- und Arbeitslebens auftreten können.

Wie wirkt sich die Pandemie auf die Baubranche aus? Wie steht es mit Lieferverträgen und Verzögerungen? Welche Pflichten habe ich als Arbeitgeber oder Arbeitnehmer? Unter Umständen ist den Unternehmen und Personen nicht bewusst, dass die Krise auch rechtliche Probleme in unterschiedlichen Bereichen aufwirft. Schreiben Sie zu den in Ihrer Kompetenz liegenden Bereichen Informationsblätter und zeigen Sie damit mögliche Probleme auf. Veröffentlichen Sie dies am besten auf Ihrer Homepage und posten Sie, in den Ihnen bekannten Social-Medien, einen Verweis auf Ihre Homepage.